Inhalte und Ziele des Projekts
Die Herausforderung der alltagsintegrierten Sprachförderung wird als zentrale Aufgabe der frühkindlichen Bildung gesehen. Kinder im deutschen Bodenseeraum, in Vorarlberg und der deutschsprachigen Schweiz sind durch Dialekt und Standardsprache mit verschiedenen Sprachvarietäten konfrontiert. Dies gilt als Lernchance im Spracherwerb, kann jedoch auch eine Herausforderung sein – ganz besonders für Kinder, die Dialekt und Standardsprache als Zweit- und/oder Drittsprache erwerben. Der alemannische Dialekt ist in allen drei Ländern rund um den Bodensee stark vertreten und die sprachliche Konstellation von Dialekt und Standardsprache ist für einen Vergleich einzigartig. Es gibt auf Grund der Ergebnisse aus dem IBH-Projekt „sprima – Sprachförderung im Alltag“ (Löffler & Vogt 2017; Haid, Löffler & Vogt 2018; Löffler & Vogt 2025) belastbare Hinweise, dass die Fachkräfte in Bezug auf ihren Umgang mit Standardsprache und Dialekt, besonders auch bei mehrsprachigen Kindern, Qualifizierungsbedarf haben.
Das Projekt SpriKiDS verfolgte das Ziel, die Fachkräfte in den Kindergärten im Bodenseeraum hinsichtlich der Umsetzung von Sprachförderung mit Dialekt und/oder Standardsprache (den lokalen Rahmenbedingungen gemäß) zu unterstützen. Dabei wurde ein Umgang mit beiden Sprachvarietäten, also mit Dialekt und Standardsprache, gepflegt, der für Kinder mit deutscher Erstsprache wie auch für Kinder mit anderer Erstsprache effektiv ist. Die wissenschaftlich evaluierte „Sprachförderung im Alltag“ (Löffler & Vogt 2017; Haid, Löffler & Vogt 2018; Löffler & Vogt 2025) eignet sich besonders für das gemeinsame Lernen von Kindern mit Deutsch als Erst- und als Zweitsprache. Diese wurde im Projekt SpriKiDS gezielt in Bezug auf den Umgang mit Mehrsprachigkeit, wie auch mit Dialekt und Standardsprache ergänzt und vertieft.
Die Fachkräfte wurden in einer gemeinsamen zweitägigen Weiterbildung und zwei regionalen Vertiefungstreffen fortgebildet. Dabei wurden die spezifischen Anforderungen im Umgang mit den (mittel-)alemannischen Dialekten und der Standardsprache aufgegriffen.
Das Ziel der Weiterbildung lag dabei darin, die förderdiagnostische Kompetenz im Bereich Sprache zu verbessern, damit Erzieher:innen, Kindergarten-Lehrpersonen und Spielgruppenleiter:innen in ihrer alltäglichen pädagogischen Arbeit die Sprache junger Kinder besser fördern. Im Mittelpunkt der Weiterbildung standen Sprachförderstrategien, die im Alltag eingesetzt werden können.
Mittels Fallvignetten, videobasierter Praxisbeobachtungen und Interviews wurde die Weiterbildung in ihrer Wirkung und Nachhaltigkeit analysiert.
Die Ergebnisse des vorausgegangenen IBH-Projektes sprima, vor allem die erarbeiteten Strategien zur alltagsintegrierten Sprachförderung sowie die konzipierte Weiterbildung, bildeten die Basis für das Projekt SpriKiDS.
Das Projekt SpriKiDS untersucht wissenschaftlich, ob der Sprachgebrauch der Fachkraft im Kindergarten (Standardsprache oder Dialekt) einen Einfluss auf die Vorläuferkompetenzen für den Schriftspracherwerb (Kindergarten) und auf den Schriftspracherwerb selbst (Klasse 1) hat, und ob es diesbezüglich Unterschiede zwischen Kindern mit einer deutschen Varietät als Erstsprache und Kindern mit Deutsch als Zweitsprache gibt. Das Projekt stellt damit wissenschaftliche Grundlagen für die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften und für die strategische Ausrichtung der Sprachförderung in den drei Bodenseeregionen zur Verfügung.
Beteiligte Hochschulen
Pädagogische Hochschule Weingarten
Pädagogische Hochschule St. Gallen (CH)
Schweizer Hochschule für Logopädie Rorschach (CH)
Pädagogische Hochschule Graubünden (CH)
Pädagogische Hochschule Vorarlberg (A)
Laufzeit des Projekts
01.06.2016 bis 31.05.2019
Beteiligte Forscher:innen
Pädagogische Hochschule Weingarten
Prof. Dr. Cordula Löffler (Gesamtleitung)
Dr. Laura von Albedyhll
Pädagogische Hochschule St. Gallen
Prof. Dr. Franziska Vogt (Leitung Schweiz)
Dr. Alexandra Waibel
Johanna Quiring
Schweizer Hochschule für Logopädie Rorschach SHLR (jetzt: Hochschule für Logopädie Ostschweiz hlo)
Prof. Dr. Andrea Haid
Dr. Mirja Bohnert-Kraus
Sarah Feil
Lena Reising
Pädagogische Hochschule Graubünden
Dr. Alexandra Zaugg
Dr. Oscar Eckhardt
Pädagogische Hochschule Vorarlberg
Prof. Dr. Eva Frick (Leitung Österreich)
Martina Zumtobel
Veröffentlichungen zum Projekt SpriKiDS
Löffler, Cordula (2026): Miä isch ein za usä kfalä – Schriftspracherwerb im Spannungsfeld von Dialekt und Standard. In: Oberholzer, Susanne; Adam-Graf, Noemi (Hrsg.): Dialekt in Gesellschaft und Schule. Variation und Wandel in Gebrauch und Wahrnehmung des Alemannischen. Stuttgart: Franz Steiner (= Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Beihefte), S. 37-53.
Waibel, A. (2025): Im Dialog mit mehreren Kindern. Polyadische Sustained Shared Thinking-Interaktionen in Kitas. Weingarten: Pädagogische Hochschule Weingarten. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:747-opus4-8419
Albedyhll, L.v. (2024): Interaktion zwischen frühpädagogischen Fachkräften,
Kindern und Dingen in kindheitspädagogischen Einrichtungen. Eine
mikroethnografisch basierte Grounded Theory zur Handlungsmacht
frühpädagogischer Akteur:innen. Weingarten: Pädagogische Hochschule
Weingarten. https://hsbwgt.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/766
von Albedyhll, L. & Löffler, Cordula (2023): Schriftkompetenz am Übergang von Kindergarten und Grundschule – Analyse von Schreibproben aus der Bodenseeregion (D-A-CH). In: Weltzien, D.; Wadepohl, H.; Hoffmann, J.; Nentwig-Gesemann, I. & Nickel, S. (Hrsg.), Early Literacy (Forschung in der Frühpädagogik XVI), Freiburg: FEL-Verlag, S. 57-85.
Löffler, C. & von Albedyhll, L. (2021): Zur Bedeutung früher Schriftverwendung für den Orthographieerwerb. leseforum.ch, 3/2021. https://www.leseforum.ch/sysModules/obxLeseforum/Artikel/744/2021_3_de_loeffler_von_albedyhll.pdf
Waibel, A. (2021). The Visualisation of Polyadic Sustained Shared Thinking Interactions: A Methodological Approach. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 22(2), Art. 4, https://doi.org/10.17169/fqs-22.2.3566.
Bohnert-Kraus, M.; Feil, S.; Kaiser, I.; Willi, A. P.; Fritsche, S. & Müller, J. (2020): Unterscheidungsfähigkeit und Einstellung: Wie gehen Kinder mit Dialekt und Standardsprache um? logopädieschweiz 3, 16–26.
Vogt, F. & Quiring, J. (2020): Dialekt oder Standardsprache? 4bis8 Fachzeitschrift für Kindergarten und Unterstufe, 3/2020, S. 28-29.
Quiring, J. & Vogt, F. (2020). Verwendung von Dialekt und Standardsprache im Kindergarten. rdz news 1/2020, S. 6-7, verfügbar unter: https://blogs.phsg.ch/rdz/files/2020/01/RDZ-News-2020-Web.pdf
Frick, E. & Zumtobel, M. (2019): Alltagsintegrierte Sprachförderung im Kindergarten: Anwendung von Sprachförderstrategien durch pädagogische Fachkräfte bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache. Lernen & Lernstörungen, 8(4), S. 221-231.
Zumtobel, M. & Frick, E. (2019): Narrative Kompetenzen von Kindern am Übergang vom Kindergarten zur Volksschule. Eine Ist-Stand-Analyse: Erziehung & Unterricht, 7-8, S. 662-670.
Löffler, C.; Vogt, F.; Haid, A.; Frick, E.; Zaugg, A.; Bohnert-Kraus, M.; Eckhardt, O.; Quiring, J.; von Albedyhll, L.; Waibel, A.; Willi, A. & Zumtobel, M. (2017). Dialekt und Standard im Kindergarten. Babylonia 2/2017, S. 45-47.
Veröffentlichungen zum vorausgegangenen Projekt sprima
Haid, A.; Löffler, C. & Vogt, Franziska (2018): Der Einsatz von Dialekt und Standardsprache in der alltagsintegrierten Sprachförderung. In: Anja Blechschmidt und Ute Schräpler (Hrsg.): Mehrsprachigkeit in Sprachtherapie und Unterricht. Treffpunkt logopädie 5. Basel: Schwabe, S. 71-80.
Löffler, C. & Vogt, F. (2017): Dialekt und Standardsprache in der alltagsintegrierten Sprachförderung. Erziehung und Unterricht 5-6, S. 453-460.
Löffler, C. & Vogt, F. (Hrsg.) (2025): Sprachförderung im Kita-Alltag. 3., aktualisierte Auflage. München: Ernst Reinhardt Verlag.
Vogt, F.; Löffler, C.; Haid, A.; Itel, N.; Schönfelder, M. & Zumwald, Bea (2015): Professionalisierung für alltagsintegrierte Sprachförderung in Kindergarten, Kita und Spielgruppe: Videobasierte Analyse zur Veränderbarkeit von Handlungskompetenzen. Empirische Pädagogik, 29, 3, 414-430.