Laudatio durch Prof. Gregor Lang-Wojtasik
Herr Prof. Dr. Lang-Wojtasik, Direktor des Forschungszentrums Bildungsinnovation und Professionalisierung, gratulierte - anlässlich einer Sitzung im Forschungszentrum Bildunginnovation und Professionalisierung im November 2025 - Herrn Prof. Dr. Steve Kenner, Juniorprofessor im Fach Politikwissenschaft, zur Lehrpreisverleihung für das Projekt "BarCamp Gesellschaft im Wandel". Das BarCamp fand bereits 2024 und 2025 mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf dem Martinsberg mit verschiedenen inner- und außerhochschulischen Akteur:innen statt.
Herr Prof. Dr. Lang-Wojtasik wies darauf hin, dass mit der Lehrpreisverleihung ein Vorhaben geehrt wurde, das eine hochschulische Verpflichtung würdigt, durch Bildung einen umfassenden Beitrag zur demokratischen Gestaltung unseres Gemeinwesens zu leisten: "Sie sieht ihre Aufgabe darin, die ihr übertragenen Pflichten als bildungswissenschaftliche Hochschule in Forschung, Lehre, Studium, Fort- und Weiterbildung verantwortungsvoll wahrzunehmen. Im Geiste des Grundgesetzes, der Landesverfassung, des Landeshochschulgesetzes und der Lissabonkonvention tritt sie für eine Kultur ein, die von gegenseitiger Achtung, Chancengleichheit, Kooperation, Partizipation, Leistungsbereitschaft und Transparenz geprägt ist. Im Bestreben, die Freiheit und Würde des Menschen im Sinne der Menschenrechte zu sichern, soll ihr bildungswissenschaftlicher Auftrag der Förderung von Demokratie und Nachhaltigkeit in Frieden dienen." Soweit das Zitat aus der Präambel zur Grundordnung unserer Hochschule.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“ (Art. 1, GG). So lautet der erste Artikel in unserem Grundgesetz. Es geht um den Menschen in seiner ganzen Fülle und seinem Potenzial, das es zu entfalten gilt, um Demokratie für alle täglich neu zu erproben und die individuelle Freiheit der einen an der individuellen Freiheit der anderen im Kollektiv zur Entfaltung zu bringen.
Weiterhin wies Herr Lang-Wojtasik darauf hin, dass es nur bedingt zu ertragen sei, wenn immer wieder politische Versuche in und außerhalb von Parlamenten unternommen werden, den aktuellen Diskurs nach rechts außen zu verschieben, indem Menschen diffamiert und aufgrund willkürlich gewählter Merkmale gegeneinander ausgespielt werden. Manche fragen sich, was sie noch sagen dürfen. Im Sinne unseres liberalen Verfassungsstaates darf alles gesagt werden. Es gilt die Meinungsfreiheit gemäß Art 5 (1). Und diese ist sehr weit gefasst. Gleichwohl lohne sich ein Blick in den Absatz 2 des besagten Artikels: "Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und dem Recht der persönliche Ehre."
Angesichts einer gesellschaftlichen Polykrise sei es nur nachvollziehbar, dass manche Menschen lieber den Kopf in den Sand stecken wollen, so konstatierte Gregor Lang-Wojtasik, als den Lutherischen Apfelbaum zu pflanzen. Und natürlich: Ein Kopf im Sand könne momentbezogen erfrischend sein – bedauerlicherweise fehle irgendwann die Luft zum Atmen.
Gerade in dieser Krisenlage können Demokrat:innen und v.a. Beamt:innen nicht neutral sein: Sie haben die Verpflichtung, das Grundgesetz zu verteidigen und sich an staatlichen Perspektiven der Zukunftsgestaltung zu beteiligen.
Um neuen demokratischen Atem zu tanken, hat Steve Kenner mit seinem Team klare Akzente an der Hochschule gesetzt. Es ist gelungen, einen „partizipativen und emanzipatorischen Freiraum für Bildungserfahrungen über die Grenzen der Hochschule hinaus“ zu erproben und im Kontext der Leitperspektiven der Bildungspläne mit Leben zu füllen – Demokratiebildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt, betonte Prof. Lang.Wojtasik.
Mit den BarCamps sei es bereits zwei Mal gelungen, die Marktplatzatmosphäre der griechischen Antike in das Gewand einer aufgeklärten Demokratie des 21. Jahrhunderts zu transformieren. Damit wird das gesellschaftliche Versprechen der Partizipation greifbar. Teilhabe und Teilgabe von Menschen gehen Hand in Hand. Damit entstehen nachhaltige Impulse weit über den Martinsberg hinaus, die das vierte Ziel der UN-Sustainable Development Goals einer Bildung für alle in lebenslanger Perspektive konkret (be-)greifbar machen und in einen Umgang mit den abstrakten Herausforderungen der Weltgesellschaft einführen.
Das Forschungszentrum Bildungsinnovation und Professionalisierung gratuliert Herrn Prof. Kenner herzlich zum Landeslehrpreis 2025!
