Während STEAM (Science, Technology, Engineering, Arts, Mathematics) Education ein Kollektiv neuartiger, kreativer, fächerverbindender Zugänge bezeichnet, widmet sich das Projekt SENSE. im Laufe des dreijährigen Projektzeitraums (09/2022 – 08/2025) vor allem den Aspekten individuelle und kollektive (sensorische) Erfahrungen, Inklusivität, Reflexion und dem Neudenken von Lernräumen.
Von SENSE.STEAM zu Workshops
Nach vorangegangener Manifestierung des theoretisch-methodischen Komplexes („SENSE. Methodolgy“) und anschließender erfolgreicher Implementierung und Evaluation konkreter Lernaktivitäten und transdisziplinärer Tools, fokussiert man sich in der letzten Phase des Projekts auf die Entwicklung eines interaktiven Portals (www.sense-steam.eu ), welches alle Inhalte und Erfahrungen in vernetzter Manier einzufangen versucht. Parallel werden besonders vielversprechende Bestandteile mit potenziellen Early Adopters („Frühe Anwender*innen“ der Methodologie und ihrer Aktivitäten) getestet und diskutiert, um die Tragweite der Ergebnisse und Materialien zu erhöhen. In diesem Rahmen haben sich auch die SENSE.-Akteure der Pädagogischen Hochschule Weingarten neben der vielschichtigen und verantwortungsvollen Projektarbeit proaktiv der Verbreitung erarbeiteter Lernaktivitäten in verschiedenen Formaten angenommen.
Boys' Day und in der Kinder-Uni
Als die PH Anfang April (03.04.2025) erneut zum Boys‘ Day ihre Tore öffnete, beteiligte sich der Fachbereich Physik mit zwei verschiedenen naturwissenschaftlich-kreativen Workshops unter der Regie von Markus Walker (Tutor) und David Bockstahler (akad. Mitarbeiter) – und konnte, inspiriert von SENSE. Lernaktivitäten, mit den Schülern je eine farbreiche sowie eine lautstarke Session erproben. Während also im vom Vorjahr inspirierten Angebot „Pendelschwung & Farbenzauber“ sich beim Lernen die Hände schmutzig (besser: bunt) gemacht wurden, zielte das zweite Angebot „Sound in Action – mehr als Hören“ auf entdeckende Auseinandersetzungen mit der Erzeugung und Visualisierung von Klängen.
Ähnlich bunt ging es am 16. Mai zu, als Prof. Dr. Florian Theilmann mit knapp 50 Kindern in die Wissenschaft der Farbe eintauchte. Im Rahmen des Angebots „Kinder-Uni Ravensburg-Weingarten“ zog es eine große Anzahl begeisterter Heranwachsender an einem Freitagnachmittag in den großen Hörsaal des NZ, wo sie zunächst über die Allgegenwärtigkeit aber auch die kulturellen bis emotionalen Bedeutungen von Farben reflektieren konnten. Getreu der Methodologie von SENSE. wurde das Ergründen von Wissen aber nicht nur transdisziplinär, sondern auch praktisch initiiert: Herausgefordert durch ein 20-teiliges Set von farbigen Kärtchen mit ähnlichen Nuancen durfte jede*r Teilnehmende den Versuch wagen, dieses so zu sortieren, dass ähnliche Farbtöne möglichst nah beieinander liegen. Während die Kinder gleich fleißig zu Werke gingen, standen engagierte Physik-Studierende zur Unterstützung bereit und initiierten auch bewusst weiterführende Überlegungen und Diskussionen. Anschließend ermöglichte Prof. Dr. Theilmann einen kollektiven Erfahrungsaustausch, um schließlich gestützt durch reizvolle optische Experimente zu konkreteren physikalischen Aspekten von Farbmischung und -brechung überzugehen.

Early Adopters – STEAM für Pädagogen
Um SENSE. nachhaltig zu implementieren, sollen vor allem auch die Erziehenden und Lehrenden von Morgen mit den Potenzialen und Möglichkeiten vertraut gemacht werden – entsprechend dem Grundsatz „Train the Trainers“. Hierzu hat am 11. April bereits ein zweistündiger STEAM Workshop gezielt für Lehramtsstudierende stattgefunden. Nachdem die Kernelemente von STEAM Education sowie das Projekt SENSE. und die daraus entstandene einzigartige Methodologie kurz präsentiert wurden, führte der Tutor Markus Walker durch eine transdisziplinäre Aktivität mit dem Blaudruckverfahren (Cyanotypie) im Mittelpunkt: Im Kontext einer SENSE. Lernaktivität namens „Botanical Prints“ wurde ein jahrhundertealter chemischer Licht-Druck-Prozess vorgestellt – worin eine Mischung zweier Chemikalien auf eine Oberfläche aufgetragen und dann von UV-haltigem Licht bestrahlt wird. Dabei wird das enthaltene Eisen in der Lösung reduziert und reagiert dann mit anderen Bestandteilen zum unlöslichen Farbstoff Eisen(III)-hexacyanoferrat(II) – dem sogenannten „Berliner Blau“. Die Teilnehmenden konnten den Prozess zunächst mit bestrichenem Papier ausprobieren, auf dem sie ein Objekt als Schattenwerfer platzierten und dies für einige Minuten dem Sonnenlicht aussetzten. An den Stellen, die nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt waren, wurde die Reaktion nicht ausgelöst, wodurch die Chemikalien dort wasserlöslich blieben. Nach dem Auswaschen der Papiere bekam man also ‚gedruckte‘ Schattenwürfe in tiefem Blau zu sehen.
Inspiriert von ersten Ergebnissen wurden die Studierenden zunehmend probierfreudiger und konnten schließlich auch T-Shirts mittels Cyanotypie bedrucken. Die disziplinenübergreifende, interaktive und künstlerisch-kreative Natur der Aktivität wurde nebenbei nicht nur wahrgenommen, sondern auch aktiv thematisiert. Dies bildete den Grundstein um im finalen Part des Workshops mit Hilfe einfacher Schemata selbst Lernaktivitäten gemäß der SENSE.-Methodologie, zugeschnitten auf einen eigenen (realen oder fiktiven) Unterrichtskontext, zu entwickeln.
Ein Ausblick für SENSE.STEAM an der PH
Um noch mehr aktive und künftige „Educator“ jeglicher Art für STEAM Education und den SENSE. Ansatz als möglichen Zugang zu begeistern, wurde am 27. Juni 2025 nachmittags ein weiterer Workshop mit einer anderen Lernaktivität organisiert. Am 2. Juli fand dann das finale Event des Projekts SENSE. bei der European Commission in Brüssel statt, wo in einer Reihe von Vorträgen, Diskussionen und Workshops gleich drei verschiedene „STEAM Roadmap“-Projekte ihre Produkte zusammentragen. In der Woche darauf wurden die Ergebnisse von SENSE. dann auch im Rahmen einer abendlichen Online-Veranstaltung in Kürze allen Interessierten der Pädagogischen Hochschule präsentiert werden.
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Autor: David Bockstahler
Fotos: David Bockstahler, Christoph Stehle
