Direkt zum Inhalt

Kreatives Schaffen in historischer Schloss-Kulisse

40 Jugendliche haben am Kunstcamp der Pädagogischen Hochschule Weingarten und des Landkreises Ravensburg auf Schloss Achberg teilgenommen, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feierte.

Weingarten/Schloss Achberg – Ein Donnerstag in den Sommerferien: Die Sonne strahlt vom Morgenhimmel und auf Schloss Achberg herrscht fröhliches Treiben. Ein buntes Zeltlager auf der Wiese vor dem Schlosseingang sowie ein Plakat mit dem Hinweis „Geschlossene Gesellschaft“ und eine mit Steinen auf dem Boden befestigte große Folie, übersät mit vielen Farbklecksen, signalisieren, dass in Schloss Achberg wieder für fünf Tage ein „junger künstlerischer Belagerungszustand“ herrscht. 40 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 21 Jahren aus ganz Baden-Württemberg und sogar aus dem schweizerischen Basel sind zum diesjährigen Kunstcamp gekommen, um ihre Kreativität zu entfalten, Neues auszuprobieren und künstlerisch zu arbeiten. Etwa zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind „Wiederholungstäter“, ein Drittel ist zum ersten Mal dabei. 

20 Jahre Kunstcamp – eine Erfolgsgeschichte

Vor 20 Jahren fand das Kunstcamp zum ersten Mal statt. Das Erfolgskonzept hat sich bewährt. In den Anfangsjahren war das innovative Jugendprojekt auf dem Hofgut Nessenreben bei Weingarten beheimatet, danach fand es auf Schloss Achberg eine ideale atmosphärische Kunstlocation. Veranstaltet wird das Kunstcamp von der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH) und dem Landkreis Ravensburg. „In dem Projekt steckt viel Herzblut von allen Beteiligten“, sagt PH-Kunstprofessor Dr. Martin Oswald, der das Angebot 2005 ins Leben gerufen hat. „Unsere Region ist reich an Kunstwerken und reich an Kunstschaffenden, aber es gab vor dem Kunstcamp keine Angebote für jugendliche Kunstinteressierte“, berichtet Oswald. Er habe den damaligen Landrat Kurt Widmaier sofort für seine Projektidee begeistern können, und so sei der Landkreis ein zuverlässiger Kooperationspartner geworden. Das Kunstcamp sei auch für die PH-Kunststudierenden wichtig, so Oswald weiter. Diese engagieren sich nicht nur ehrenamtlich als Workshop-Leiter, sondern bereiten die Workshop-Angebote jeweils im Sommersemester in Begleitseminaren detailliert vor. Und sie kümmern sich um die Materialbeschaffung. Das Kunstcamp passe bestens in das Konzept der PH, qualitätvolle Lehre anzubieten. Die angehenden Lehrkräfte hätten so die Möglichkeit, Kunstpädagogik auch außerhalb der Schule und der Hochschule umzusetzen, so Oswald. 
„Das Kunstcamp mit den Jugendlichen strahlt weit über die Regionsgrenzen hinaus, passt wunderbar zu unserer Schlossanlage und ist uns das Engagement wert“, betont Michael C. Maurer, Leiter von Schloss Achberg. Damit die Teilnahmekosten erschwinglich bleiben können, übernehmen Landkreis und PH verbleibende Fehlbeträge. Vera Sigg, wissenschaftliche Volontärin des Landkreises im Bereich Bildung und Vermittlung, unterstützt zudem das eingespielte Organisationsteam um den Kunstpädagogen, PH-Lehrbeauftragten und Kunstcamp-Leiter Christopher Oravec, zu dem seit vielen Jahren Valentin Oswald und Julie Koch gehören. Auch das gesellige Beisammensein an den Abenden im Zeltlager – mit Lagerfeuer, Spielen, Olympiaden oder Stockbrot-Backen mache den Reiz des Kunstcamps aus, erzählen sie. Nicht zuletzt werde die gute Verpflegung sehr geschätzt: Sibylle Bezold vom Schlosscafé verwöhnt die Kunstcamper an allen Tagen mit leckeren, aus regionalen Zutaten frisch gekochten Speisen.    

Vielfältig-kreative Workshops

Das Workshop-Angebot des Kunstcamps ist auch im 20. Jahr sehr vielfältig. „Mixed Art trifft Streetart – dein Style ganz groß“ beispielsweise heißt es mit den  externen Workshop-Leiterinnen Lisa Buemann und Stefanie Engmann. Die beiden Kunstpädagoginnen sind an der Graf-Soden-Gemeinschaftsschule in Friedrichshafen Kolleginnen von Christopher Oravec und durch ihn zum Kunstcamp gekommen. Schloss Achberg sei eine ideale, ruhige und sehr inspirierende Location und fördere die Kreativität der jungen Kunstschaffenden, schwärmen sie. Erforderliche Materialien haben sie mitgebracht und sie geben, wenn nötig, Hilfestellung und praktische Tipps. Die Kunstjunioren lernen, mit verschiedenen Materialien und Techniken zu experimentieren und es entstehen mit Farben, Sand, Steinen, Blättern und unterschiedlichen Techniken faszinierende Kunstwerke. 

„Malt, was ihr fühlt, und nicht, was ihr seht“, ermuntert Kunststudentin Helene Oberdörfer die Workshop-Teilnehmer. Bei „Emotion trifft Farbe – mal was du fühlst“ werden Gefühle in Farben ausgedrückt. „Farben und Formen spielen eine bedeutende Rolle in unserer Wahrnehmung und Kommunikation.“ Die Kunstjunioren beschäftigen sich mit der Psychologie der Farben. Sie lernen, in Kontakt zu ihren Emotionen zu kommen und diese auf ein Bild zu übertragen. Hierbei gehe nicht um schön oder richtig, so die Workshop-Leiterin „Mit den Werken entstehen je nach Gefühlslage ganz persönliche Ausdrücke von Empfindungen.“
In dem Workshop „Mosaik – Stück für Stück zum eigenen Bild“ ist handwerkliches Geschick gefragt. „Wir machen aus Kaputtem etwas Neues“, sagt Kunststudentin Isabell Frick. Teller, Schüsseln und Gefäße werden zerschlagen, um aus den einzelnen Scherben dann ein Mosaik entstehen zu lassen. Konzentriert arbeiten die Workshop-Teilnehmer an ihren Werken, greifen auch mal zu Werkzeugen und geben sich gegenseitig Tipps. Die ersten Ergebnisse sind faszinierend: Trotz ähnlicher Grundmaterialien hat jedes Mosaikbild eine individuell-persönliche Note.   

Konzentriert gearbeitet wird auch in dem Workshop „Draw your Story – bring deinen Charakter auf die Leinwand“. Die Teilnehmer tauchen in die Welt des Charakter-Designs und Storytellings ein. „Sie haben alle ganz konkrete Vorstellungen von ihren Figuren und deren Charakteren“, sagt Workshop-Leiterin Madeleine Seel. Auf dem Papier erwecken sie ihre selbst gestalteten Charaktere im eigenen Stil Schritt für Schritt zum Leben – mal in Schwarzweiß, mal in Farbe. „Wir wollten die Figuren eigentlich abschließend zu einem großen Gruppenbild zusammenfügen“, so Madeleine Seel. „Die Charaktere gestalten sich allerdings so einzigartig, dass dies kaum gelingen wird.“

In dem Workshop „Paint your Poem – erwecke dein Gedicht zum Leben“ treffen Literatur auf Kunst und Sprache auf Farbe. Auf dem Boden sind verschiedene Buchseiten ausgelegt, auf dem Tisch liegen fertige Gedichte der beiden Teilnehmerinnen, die dabei sind, ihre Gedichte in Bilder umzusetzen. Mit Kaffee eingefärbte und getrocknete Briefpapiere wirken wie Pergamentseiten und verleihen den selbst geschriebenen Gedichten eine besondere Wirkung. „Hier entsteht Neues zwischen den Zeilen – ganz persönliche Mischungen aus Wort und Kunst“, sagt Workshop-Leiterin Jennifer Wulfert. Sie freut sich besonders, dass die entstehenden Werke im Herbst Teil der Kinder- und Jugendliteraturtage auf Schloss Achberg sein werden.               
Seinen Abschluss feiert das Kunstcamp wie immer mit einer öffentlichen Vernissage, bei der die vielfältigen Kunstobjekte aus den Workshops präsentiert werden. Die Präsentation zeigt einmal mehr: Der künstlerischen Kreativität sind im Kunstcamp keine Grenzen gesetzt. 
----------------------
Text: Barbara Müller
Fotos: Benjamin Frick

Wir nutzen Cookies und andere Technologien

Diese Website nutzt Cookies und vergleichbare Funktionen zur Verarbeitung von Endgeräteinformationen und personenbezogenen Daten. Die Verarbeitung dient der Einbindung von Inhalten, externen Diensten und Elementen Dritter sowie der statistischen Analyse/Messung. Je nach Funktion werden dabei Daten an Dritte weitergegeben und an Dritte in Ländern, in denen kein angemessenes Datenschutzniveau vorliegt und von diesen verarbeitet wird, z. B. die USA. Ihre Einwilligung ist stets freiwillig, für die Nutzung unserer Website nicht erforderlich und kann jederzeit auf unserer Seite abgelehnt oder widerrufen werden.

Bitte wählen Sie zuzulassende Richtlinien aus
Die auf der Website verwendeten Cookies sind kategorisiert. Nachfolgend können Sie Informationen zu den einzelnen Kategorien lesen und einige oder alle zulassen oder ablehnen. Wenn Kategorien deaktiviert sind, die zuvor zugelassen wurden, werden alle dieser Kategorie zugewiesenen Cookies aus Ihrem Browser entfernt. Zusätzlich sehen Sie eine Cookies-Liste und jede zugeordnete Kategorie und weitere Informationen in der Cookie-Erklärung.
Lernen Sie mehr